Belichtungsmessung

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Und, wie in unserer Analogfotografie-Reihe schon angekündigt, zur Belichtungsmessung. Was machen, wenn „alte“ Kameras keinen internen Messer als Einstellhilfe und damit auch keine Belichtungsautomatik haben?

Für jeden Analoger klar, das war die Domäne der externen Messgeräte. Gefühlt ewig her, kann man gar nicht sagen, wann sie etwa ausgestorben sind. Bis heute existieren welche und werden gebraucht. Und die Kameramodelle, welche das nun integriert hatten, kamen recht zeitversetzt auf den Markt, mit primitiven, wie später ausgereiften Methoden.

Historie

Schon 1938 hatte Kodak ein Gerät mit Selen-Belichtungsmesser. Privat verfügbar aber erst in den 50er Jahren und längst noch nicht in der Breite. So wurden in den 60er wie 70er Jahren noch mehrheitlich Modelle ohne Lichterkennung verkauft. Das änderte sich dann schnell. Wo die Kameras auch Stromversorgung per Batterien an Bord hatten, wurden auch die Selen-Elemente gegen Fotowiderstand oder Fototransistor ausgetauscht.

Bei modernen Digitalen ist heutzutage, ähnlich wie beim Fokus, die Belichtungsmessung ein kompliziertes Gebiet. Mit Mehrfeldmessung über den Sensor und die Auswertung vom Histogramm versucht man mit ordentlich Rechenleistung alles, was möglich ist, um ein ausgewogenes Bild zu schaffen.

Belichtungsmesser

Da ist es entspannend zu sehen, wie man früher auch einfach gute Bilder aufgenommen hat. Meine Exas aus den 60ern hatten noch keinen internen Belichtungsmesser. Im „Osten“ war gängiges Zubehör der „Weimar-Lux“ in verschiedenen Ausführungen. Zuerst auch ein Selen-Gerät, dessen Zellen je nach Belichtung unterschiedliche Spannung abgeben und die Spule eines Zeigermessgerät antreiben. Wie auch von Bewi oder Gossen. Später kamen alle mit Batterien und besserem Sensor.

Die praktische Vorgehensweise bei der Ermittlung der Werte ist bis heute wohl immer die gleiche wie geniale Idee geblieben. Mittels drei Rundschablonen stellt man zuerst die Empfindlichkeit des Films, danach den angezeigten Zeigerwert ein. Mit der dritten dann die gewünschte Blende und bekommt dann eine Belichtungszeit angezeigt. Oder umgekehrt. Heutzutage profitieren die Externen, oft noch im Studio eingesetzt, von einer Digitalanzeige und haben noch viel mehr Möglichkeiten.

Nachträgliche Ausrüstung

Meinen Weimar-Lux hab‘ ich nicht mehr in Gebrauch, zuerst noch repariert und von anderen mit Teilen ergänzt, altern neben dem Lager der Zeigerachse auch die Selen-Zellen. Aber im Archiv wird’s in Ehren gehalten. Für die neue nachträgliche Ausrüstung hab‘ ich mich für ein einfaches Gerät mit Schuhhalterung entschieden.

Das gibt es auch von Voigtländer MC. Von Artisan erwartet man vielleicht nicht so viel bei den Objektiven, aber hier sind wir ja in der Zubehörelektronik. Man hat das Konzept der „Rädchen“ übernommen, stellt dort alles wie oben ein und bekommt am Ende ein „Plus“ oder „Minus“, im besten Fall ein grünes LED-Licht angezeigt, wenn Belichtungszeit und Blende ein passiges Doppel ergeben. Der reversive Ansatz per „Waage“ gefällt mir aber richtig gut für das Hantieren im Feld.

Der Blitz ist heute bei den lichtstarken Kombis aus der Mode gekommen. Bei dem gab es wie bei der Exa eine bevorzugte Einstellung an der Kamera wie bei 1/60 Belichtungszeit. Und am Blitzgehäuse nochmal eine eigene Umrechnung.

„Ganz Ohne“

Danach muss man wie bei jedem externen Belichtungsmesser die Werte auf seine Kamera übertragen. So aufwändig war das damals und heute noch, wenn man mit solcher Ausrüstung loszieht. Filter vor dem Objektiv kann man so auch nicht berücksichtigen, muss in Gedanken diverse Blendenstufen zurückrechnen.

Und ganz ohne elektronische Messung geht es mit nostalgischen Modellen notfalls auch. Ein Behelf, den die „alten“ Nutzer noch kennen. Anhaltspunkt ist das Umgebungslicht durch Sonne und Bewölkung. Konzentriert man sich auf eine konkrete Belichtungszeit, kann man sich durchaus am täglichen Wetter entlang hangeln und liegt im Ergebnis nicht schlecht.

Dafür hab‘ ich euch noch eine kleine Tabelle mit rechnerischem Ausgangspunkt 1/100s Belichtungszeit (geht auch für 1/60s bis 1/125s) angehängt. Als Preset gilt der eingesetzte Film mit bspw. 21 DIN / 100 ASA, so muss man sich nur einen Ausschnitt vom Ganzen merken. Und jetzt Wetter nebst Lichtrichtung bewerten, danach ergibt sich eine ganz gut geschätzte Blendenzahl, im Beispiel hier bei leichter Bewölkung eine 5.6er Blende. Schließlich sind die Schritte 22/16/11/8/5.6/4/2.8 immer gleich. Das hat man mit bisschen Erfahrung dann auch ohne Tabelle gefühlsmäßig im Griff…

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